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Berufung

Priester

Als Priester sollte man eigentlich so alles können – zumindest gewinnt man diesen Eindruck, wenn man die Erwartungen betrachtet. Man soll kreativer Prediger sein, der mitreißt. Ein Manager, der Visionen hat und Geld spart. Ein Typ, der bei der Jugend ankommt und bei den älteren Menschen. Einer, dem man seinen Glauben „abkauft“, den er natürlich ebenso modern wie traditionell lebt. Und der am besten rund um die Uhr einsatzbereit ist.

Ganz ehrlich: Einen Menschen, der all das in sich vereint, den gibt es nicht. 

Was also sind heutzutage realistische Erwartungen an die Berufung des Priesters? Wofür ist er da? 

Der Priester ist zunächst einer, der mit seiner Gemeinde zusammen im Hier und Heute nach Spuren Gottes sucht. Einer, der Freude daran hat, mit Menschen unterwegs zu sein und dabei weiß, dass der gemeinsame Grund des Lebens die Liebe Gottes ist. Der Priester ist also Spurensucher oder auch „Pfadfinder“ im besten Sinne. 

Als Priester spricht man den Menschen den Segen Gottes zu. Das geschieht in den Sakramenten, in der Feier der Messe sowie in der Taufe oder der Krankensalbung. Die Freude an Gott darf dabei nie zu kurz kommen. Es ist ein Dienst, der wunderschön ist, weil man in allem Tun darauf vertrauen kann, dass Gottes Geist den eigenen Dienst leiten und begleiten will. Auf ihn kommt es an.

All die vielen Begegnungen des Tages, die vielen Situationen, in denen sich Menschen einem anvertrauen, kann man mit einfließen lassen in das persönliche Beten, in die Feier der Messe, um es dann auch Gott anzuvertrauen.

Als Priester darf man in besonderer Weise hinweisen auf Gott. Und die vielen Anforderungen, die sich mit dieser Aufgabe verbinden, darf man dann ruhig an den „Chef“ weitergeben. Man muss nicht alles können. Denn Gott beruft nicht die Fähigen, er befähigt die, die er beruft. Entscheidend ist die Freude an Gott, die freudige Suche nach ihm – im eigenen Alltag und im Leben der Anderen. 

Ein Priesteramtskandidat berichtet

Priester werden - ein Weg für Dich?

„Wie kann man denn heute noch Priester werden wollen?! Hast du dir das auch gut überlegt?“, unzählige Male wurden mir diese Fragen in den letzten Jahren  gestellt. Und auch, wenn es schon mal anstrengend sein kann, diese immer und immer wieder zu beantworten, haben sie – glaube ich – ihre Berechtigung.

Unterwegs sein

Wenn ich an die letzten fünf Jahre im Seminar und auch an die Zeit davor denke, dann kann ich nur sagen: Überlegt hatte ich mir das eigentlich nie. Es war immer eher ein „Ausprobieren“ – ob der Weg, den ich eingeschlagen habe, trägt und ob es mein Weg sein kann; der Weg, auf den Gott mich in meinem Leben führt. 

Wie jede Ausbildung hält auch die zum Priester nicht nur schöne Momente bereit. Dafür aber ganz besondere. Darum möchte ich dir Mut machen, damit du dich traust, diesen Weg zu gehen. Es ist ein Weg,  der sich lohnt, weil er immer wieder überraschend, herausfordernd und wahnsinnig vielfältig ist. 

Gleichzeitig bleibt es ein Weg, der mit Fragen verbunden ist – nicht nur bei anderen. „Ist dieser Weg der richtige für dich?“, das habe ich mich selbst in den letzten Jahren häufig gefragt – und frage es mich noch heute.

Nachfolge heute leben

Hat die mittlerweile ja nicht mehr ganz junge Botschaft dieses Jesus von Nazareth was mit dem Leben von heute zu tun? Und was hat er uns heute zu sagen? 

Immer dann, wenn ich mich in den letzten Jahren gefragt habe, ob ich mir in dieser ganz konkreten – sicher nicht leichten – Situation von Kirche vorstellen kann, Priester zu werden, war mir ein Satz besonders wichtig, den ich während eines Aufenthalts in Israel zum ersten Mal gelesen habe. Im Buch Jeremia heißt es: „Wie gut findest du deinen Weg, wenn du Liebe suchst.“ Ich glaube, mit diesem Ratschlag kann man Priester werden – auch heute. Es ist ein Weg, der sich lohnt.